Das Winchester-Haus
Geister-Villa: Das über 130 Jahre alte Winchester-Haus in San José
Es ist eine Grusel-Villa sondergleichen: Das riesige Winchester-Haus in der kalifornischen Stadt San José. Über 2000 Türen besitzt das verwinkelte Bauwerk. Erbaut wurde es während rund 36 Jahren von Sarah Winchester, die scheinbar von Geistern heimgesucht wurde.
Im Jahr 1886 reiste eine exzentrische Frau namens Sarah Winchester (Erbin des aus Waffenverkäufen stammenden Winchester-Vermögens) von New Haven, Connecticut, nach San Jose, Kalifornien, um ein neues Leben zu beginnen. Hier erwarb sie ein kleines zweistöckiges Bauernhaus mit acht Zimmern und machte sich daran, es umfassend zu renovieren. Dieses kleine Umbauprojekt sollte schließlich 36 Jahre dauern und, nach damaligem Wert, 5,5 Millionen USD (etwa 4,9 Mio. EUR) verschlingen. Die Arbeiten endeten erst mit ihrem Tod im Jahr 1922.
160 Räume, 2.000 Türen und 10.000 Fenster: Den Bau der imposanten Mansion im US-Bundesstaat Kalifornien umgeben zahlreiche unheimliche Gerüchte und Geschichten. Sie baute dieses Mansion ab 1886 über eine Zeitspanne von 36 Jahren stetig weiter aus. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1922.
Besitzerin von Geistern heimgesucht
Die Bauarbeiten nahmen dabei derartige Dimensionen an, dass dies nicht nur in der Nachbarschaft für Gesprächsstoff sorgte, sondern auch in Zeitungen wie dem «American Weekly» festgehalten wurde. So erstreckte sich das Winchester-Zuhause später über ein rund 2.230 Quadratmeter großes Areal und wirkte wie ein wahllos zusammengefügter Mix aus kleinen Häusern und turmartigen Bauten.
Durch das sonderbare Aussehen der später sieben Stockwerke zählenden, viktorianischen Villa entstanden weitere Gerüchte, wonach die Besitzerin von Geistern heimgesucht wurde. Schenkt man diesen Glauben, habe sie sich davor gefürchtet, im Schlaf umgebracht zu werden. Und zwar von jenen, die durch die Winchester-Waffen den Tod fanden.
Mit dem labyrinthartigen Aufbau des Hauses soll sie versucht haben, den Spukgestalten zu entkommen. So weist die Grusel-Villa 160 Räume auf, davon 40 Schlafzimmer. Vor diesem Hintergrund erzählte man sich, dass die Witwe jede Nacht in einem anderen Zimmer geschlafen habe, um von den Geistern nicht gefunden zu werden.
Fortschrittliche Gebäudetechnik
Auch hinsichtlich des fast schon wahnsinnig anmutenden Ausbaus gab es Erzählungen, die in zahlreichen Boulevardzeitungen abgedruckt wurden. Darin wurde über die Gründe der Erbin für den willkürlichen Anbau von weiteren Räumen spekuliert. So soll sich Winchester in das völlig ausufernde Bauprojekt vertieft haben, um ihre unliebsame Verwandtschaft fernzuhalten. Ob die Bauherrin tatsächlich dem Wahnsinn verfallen war, kann schlussendlich niemand sagen.
Nichtsdestotrotz ist das Winchester-Haus damals wie heute ein besonderes Bauwerk. Dies nicht nur wegen des speziellen Aussehens, sondern auch aufgrund der Gebäudetechnik, die die Besitzerin einbauen ließ und für die damalige Zeit weit fortgeschritten war. Unter anderem hatte das Haus die neusten Sanitäranlagen, verfügte über mehrere Aufzüge sowie eine Warmwasserdusche und eine Zentralheizung.
Schächte hinter Türen und Treppen ins Nichts
Doch das allein macht die über 130 Jahre alte Villa noch nicht außergewöhnlich. Das Innere weist zahlreiche eigenartige Umstände auf. So besitzt das Haus zwar 2.000 Türen, doch man kann nicht durch jede hindurchgehen. Hinter einer verbirgt sich nämlich ein 2,5 Meter tiefer Schacht, der in einem Spülbecken in der Küche darunter endet. Andere führen zu einem 4,5 Meter tiefen Schacht, der bis zu den Büschen im darunterliegenden Garten reicht.
Neben den Türen befindet sich unter den insgesamt 47 Treppen im Haus auch eine, die bis unter die Decke geht und aber ins Nichts führt. Zudem wurden mehrere teure Buntglasfenster an Orten eingebaut, an denen gar kein Licht anfällt. Ein Highlight des Hauses ist aber ein Schrank, der wie ein Geheimgang ganze 30 Zimmer im Haus miteinander verbindet.
Auch die Zahl 13 zieht sich wie ein roter Faden durch das Haus. Viele Fenster bestehen aus 13 Glasscheiben, Treppen weisen 13 Stufen auf, der Boden in der Eingangshalle setzt sich aus 13 Segmenten zusammen, Kronleuchter im Haus besitzen 13 Lichter und so weiter und so fort. Ein Zufall sollte dies wohl nicht sein, da die Hausherrin auch nie mehr als 13 Arbeiter beschäftigte und selbst ihr Testament in 13 Teile gliederte.
Haus-Touren statt Vergnügungspark
Das Winchester-Haus erlebte um 1906 das schwere Erdbeben von San Francisco mit. Dabei wurde der Bau schwer in Mitleidenschaft gezogen: Die drei obersten Stockwerke stürzten ein und beschädigten dabei die vier darunterliegenden Etagen. Die Spuren der Naturkatastrophe sind auch heute noch sichtbar, da der Schaden nie vollends behoben wurde. Gerüchten zufolge soll Sarah Winchester dies als Warnung der Geister angesehen haben, dass das Haus zu kurz vor der Fertigstellung stünde, woraufhin sie anordnete, die noch unvollendete vordere Hälfte des Gebäudes mit Brettern zu vernageln.
Ein Jahr nach dem Tod von Sarah Winchester wurde das Haus an die Familie Brown verkauft, die auf dem Areal ursprünglich einen Vergnügungspark mit einer der ersten Holz-Achterbahnen der Welt realisieren wollte. Nachdem die Browns jedoch das große Interesse an der sagenumwobenen Mansion bemerkten, legten sie diese Pläne auf Eis und boten stattdessen geführte Touren durch das Haus an. Dieses Geschäftsmodell hat sich bis heute gehalten.
Die Mansion wurde 1974 in das «National Register of Historic Places» aufgenommen und ist mittlerweile ein Museum, das nach wie vor Touren durch das Haus anbietet. Besuchen kann man das Wahrzeichen von San José übrigens auch bequem vom Wohnzimmer aus: Die Betreiber bieten für neun Dollar virtuelle 360-Grad-Touren durch das Winchester-Haus an.
Als Reaktion auf anhaltende Behauptungen von Geistersichtungen und anderen unerklärlichen Phänomenen auf dem Anwesen beauftragte die Winchester-Geschäftsleitung Anfang der 1990er-Jahre den Parapsychologen und Ermittler für Paranormales Christopher Chacon damit, eine umfassende wissenschaftliche Analyse auf dem Gelände vorzunehmen. Daraufhin fanden einen Monat lang rund um die Uhr Untersuchungen statt, wobei u. a. über 300 Personen zu ihren Erlebnissen auf dem Anwesen befragt wurden und sämtliche Aspekte der Umgebung auf ungewöhnliche Phänomene hin geprüft wurden. 2018 wurde sogar ein Horrorfilm über das berühmt-berüchtigte Haus und seine geisterhaften Bewohner gedreht.
Filme und Serien
Die Hintergründe zum Haus dienten unter anderem auch Stephen King als Inspiration zu seinem Drehbuch für die Mini-Serie «Haus der Verdammnis». Daneben gab es auch diverse Filme, die auf Basis der Winchester-Geschichte gedreht wurden, wie «Haunting of Winchester House» (2009) oder «Winchester – Das Haus der Verdammten» (2018) mit Hellen Mirren in der Rolle von Sarah Winchester.