Definition Urbex Exploration
Was ist Urban Exploration?
Urban Exploration oder Urban Exploring (kurz: Urbex/Urbexing) oder auf deutsch, Stadterkundung, ist die private Erkundung von Einrichtungen des städtischen Raums und sogenannter Lost Places. Oftmals handelt es sich dabei um das Erkunden alter Industrieruinen, aber auch Kanalisationen, Katakomben, Dächern oder anderer Räumlichkeiten ungenutzter Einrichtungen. Der Begriff wird jedoch auch für die Erkundung frei zugänglicher Orte wie Parks verwendet.
Für die meisten Urban Explorer (auch kurz Urbexer) liegt die Motivation neben der Entdeckung und Dokumentation der Objekte in der Ästhetik und Romantik, die jene Orte mit sich bringen, sowie im Erlebnis einer authentisch-historischen Atmosphäre. Zudem werden die eintretende Verwilderung und der Verfall nach dem Verlassen ehemals genutzter Anlagen und strukturierter Betriebe sowie der Kontrast zu moderner städtebaulicher Investition und Ordnung als entspannende und befreiende Zivilisationsflucht beschrieben. In schon länger stillgelegten Betrieben zeigen sich oft zahlreiche Graffiti oder bizarre Bilder, zum Beispiel von aus den Wänden wachsenden Bäumen. Der Großteil der Urban Explorer hält diese Eindrücke auf Fotos fest, wobei zum Teil surreale Arbeiten entstehen. Neben der Fotografie und der Erkundung selbst gehen Urban Explorer, je nach persönlichem Interesse, auch historischen Recherchen nach, legen Online-Dokumentationen zu Anlagen an, die vom Verschwinden oder vom völligen Verfall bedroht sind, oder suchen die sportliche Herausforderung bei der Überwindung von Hindernissen und dem Eindringen in schwer zugängliche, aktive Anlagen.
Der Einstieg in stillgelegte und verlassene Gebäude gehört zu der häufigsten Form von Urban Exploration. Meist handelt es sich dabei um alte Industriebauten, aber auch um ehemalige öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen, die häufig intensiv mit Graffiti besprüht und teilweise stark demoliert wurden, sowie intensive Verwitterungserscheinungen aufweisen. Während viele Gebäude nur einfach oder teilweise verschlossen und somit leicht zugänglich sind, können andere Einrichtungen aufgrund von Bewegungsmeldern, Sicherheitspersonal oder Wachhunden nur sehr erschwert betreten werden. Verlassene Gebäude werden vor allem gern von Fotografen, Graffiti-Künstlern und aus historischem Interesse besucht. Auch manche YouTuber haben sich auf die Erkundung von Lost Places spezialisiert.
Urban Exploration kann verschiedene Gefahren mit sich bringen. Dazu zählen vor allem einsturzgefährdete Bauwerke, Gefahrstoffe einschließlich Gase, nicht isolierte Stromquellen, Unfälle in U-Bahn-Tunnels durch Kollisionen und das Abrutschen von Roofern von Dächern und anderen Kletterobjekten.
Da es nicht viele Grundstücksverwalter gibt, die Verständnis für Urban Explorer aufbringen können, und Sondergenehmigungen nur äußerst schwierig zu bekommen sind, betreiben viele ihr Hobby ohne die nötigen Genehmigungen. Deshalb ist Urban Exploration meistens Hausfriedensbruch, der aber nur auf Antrag des Besitzers verfolgt wird. Es geht Urban Explorern nicht darum, Dinge zu zerstören, zu stehlen oder anderweitig dem Grundstück oder Gebäude und der noch vorhandenen Einrichtung Schaden zuzufügen, sondern um die fotografische und geschichtliche Dokumentation.
Menschen, die aus Zerstörungswut Industrieruinen aufsuchen, oder Kupferdiebe, die noch vorhandene Materialien und Kupferleitungen entwenden und verkaufen, werden nicht unter dem Begriff Urban Explorer erfasst und von der Urban-Exploration-Szene abgelehnt.
Im Gegensatz zu privaten, meist illegalen Erkundungstouren werden von Organisationen wie den Vereinen Berliner Unterwelten oder Unterirdisches Zeitz offizielle Führungen und Besichtigungstouren alter städtischer Anlagen angeboten. Dies legalisiert zwar die Exkursion, radiert aber auch einen Teil der Kultur aus.
Quelle: Wikipedia
Definition Lost Place
Was ist ein Lost Place?
Das unser Land viele Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zu bieten hat, wissen wir bereits. Doch auch verlassene Orte, leerstehende Gebäude und zerfallene Schlösser haben ihren Reiz. Ein Trip zu solchen Lost Places wird euch nicht nur zum Staunen bringen, sondern auch einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen – denn manchmal verbirgt sich hinter diesen Orten eine schreckliche Vergangenheit. Ihr denkt, dass es gruselige und morbide Lost Places sowieso nur im Ausland gibt? Falsch gedacht, denn in Deutschland gibt es so einige. Ihr müsst also nicht einmal weit reisen, um die Orte aufzusuchen, die eine solch extreme Faszination ausüben.
Der Ausdruck Lost Place ist ein Pseudoanglizismus und bedeutet sinngemäß „vergessener Ort“. Der korrekte Ausdruck im Englischen lautet „abandoned premises“ (auf Deutsch: „aufgegebene Liegenschaft“) oder umgangssprachlich „off the map“.
Meistens handelt es sich um Bauwerke aus der jüngeren Geschichte, die entweder noch nicht historisch aufgearbeitet (bzw. erfasst) worden sind oder aufgrund ihrer geringen Bedeutung kein allgemeines Interesse finden und daher nicht als besonders erwähnenswert gelten. Dessen ungeachtet gibt es aber auch Lost Places mit sehr hoher historischer Bedeutung, wie die Heeresversuchsanstalt Peenemünde (Entwicklung der ersten Großrakete), die Aérotrain-Versuchsstrecke bei Orleans (Versuchsstrecke für einen Luftkissenzug), oder den Sendemast Konstantynów (1974 bis 1991 höchstes Bauwerk der Welt). In diesen Fällen führten häufig politische Gründe dazu, dass diese Orte zum Lost Place wurden.
Der Ausdruck Lost Place wird zwar häufig gleichbedeutend mit Ruinen aus der Industriegeschichte oder nicht mehr genutzten militärischen Anlagen gebraucht, die eigentliche Bezeichnung gilt aber für jedweden Ort, der im Kontext seiner ursprünglichen Nutzung in Vergessenheit geraten ist. Insbesondere zählen dazu Orte, die nicht bewusst als Industriedenkmäler für die Nachwelt erhalten und dadurch einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Die Faszination dieser Orte, liegt aber genau in dieser Ursprünglichkeit und der fehlenden (touristischen) Erschließung, die dem Besucher die Möglichkeit bietet, selbst auf „Entdeckungsreise“ zu gehen und dabei Geschichte individuell und hautnah erleben zu können. Auf der anderen Seite birgt diese Eigenart der Plätze auch manchmal unterschätzte Gefahren. Des Weiteren ist das Betreten solcher Orte selten rechtlich eindeutig geregelt, weshalb Besucher von Lost Places auch zuweilen lieber anonym agieren.
Oft wird die Beschäftigung mit Lost Places gleichgesetzt mit moderner Schatzsuche oder auch dem Sammeln von Militaria bzw. Munition. Das ist eine zu kurz greifende Verallgemeinerung. Für viele Menschen, die sich mit den vergessenen Orten beschäftigen, ist dies eine ernsthafte Form von Heimatgeschichte. Im Internet gibt es mittlerweile zahlreiche Dokumentationen derartiger Orte. Für andere steht das emotionale Erlebnis, im Vordergrund. Laut dem Historiker Peter Read, ist die Attraktivität solcher Orte nicht nur durch Abenteuer- und Entdeckerlust oder dem Reiz Verborgenes und Verbotenes zu erkunden zu erklären. In ihr wirkt auch eine tiefe Sehnsucht, etwas Verlorenes wieder zu finden und in den verfallenden und von der Natur überwucherten Überresten der Zivilisation sowohl Zeuge der Vergänglichkeit zu sein als auch die Kraft des Erinnerns zu erleben.
In Location-based Games wie dem Geocaching spielen Lost Places ebenfalls eine Rolle. Oft werden sie nur über Koordinaten identifiziert.
Der Erfolg von Fernsehdokumentationen, Sachbüchern und Fotobänden über Lost Places inspiriert auch Touristiker. 2021 begann zum Beispiel die österreichische Tourismusregion Wörthersee mit dem Bewerben spezieller Gravelbike-Touren zu Lost Places.
Quelle: Wikipedia