Regeln
+++ Die Urbexer Regeln +++
Unter Urban Explorern gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: „Take nothing but pictures – leave nothing but footprints! “ zu Deutsch in etwa: „Nimm' nichts mit, außer Fotos und hinterlasse nichts, außer deiner Fußspuren. “ Jeder ernstzunehmende Urbexer hält sich an diesen Grundsatz.
Verhaltensregeln für jeden Urbexer und Lost Place Fotograf.
Egal ob man wegen der Fotografie oder einfach nur wegen dem Nervenkitzel in Lost Places unterwegs ist: Für uns alle gelten die ungeschriebenen Gesetze der Urbexer, kurz gesagt: Der Urbexer-Codex. Dieser ist ungeschrieben und sind Verhaltensregeln, an die man sich zu halten hat. Warum? Weil es schon der gesunde Menschenverstand sagt. Immerhin begeben wir uns in fremde Gebäude und auf fremde Grundstücke. Da muss man sich nicht noch danebenbenehmen. Wenn man in Lost Places unterwegs ist, sieht man immer wieder eingeschlagene Scheiben, eingetretene Türen, bemalte Wände, Müll und Dreck. Spinner die sich daneben benehmen gibt es immer. Inventar wird zerstört, Brände gelegt und so weiter. Da kann man einfach nur den Kopf schütteln. Warum machen das die Menschen? Aus Langeweile? Dann sollen sie lieber ihr eigenes Hab und Gut zerstören.
Unter uns Urbexern, die sich für verlassene Orte und deren Geschichten interessieren gibt es den Urbexer-Codex, an den wir uns alle zu halten haben. Dabei handelt es sich um Verhaltensregeln, was man machen darf und was nicht. Es gibt keine offiziell niedergeschriebene Version von diesem Urbexer-Codex, weil es ungeschriebene Gesetze sind. Ungeschriebene Gesetze innerhalb einer Community, die ständig wächst und sich wirklich für das Thema interessiert. Ich möchte in diesem Beitrag einfach mal ein wenig auf den Urbexer-Codex eingehen und schreiben, wieso die einzelnen Regeln wichtig sind.
Was bedeutet das, und was ist denn überhaupt verbindlich auf der Suche nach dem ultimativen Lost Place?
Grundsätzlich her kann man als Lost Place definieren: ein Ort, der seine ursprüngliche Bestimmung zunächst einmal endgültig verloren hat und (derzeit) nicht mehr genutzt wird. Das ist eine aufgegebene Fabrikanlage, ein verfallenes Haus, eine ehemalige Kasernenanlage der GSSD, und dergleichen. Nicht davon umfasst sind vorübergehend leerstehende Gebäude, obwohl die ja fotografisch auch recht interessant sein könnten.
Gemeinsam ist, dass alle diese Plätze mit ziemlicher Sicherheit einen Eigentümer haben. Es kommt dabei nicht auf den optischen Zustand von Anlagen an!
Der Verhaltenskodex auf meinen bzw. unseren Touren:
1. Ich respektiere fremdes Eigentum, so wie ich das von anderen auch verlange. Deswegen öffne ich keinen Zugang gewaltsam, oder beschädige eine Verschlusseinrichtung. Ich betrete ein Grundstück oder ein Gebäude / eine Anlage / eine Ruine nur dann, wenn ich davon ausgehen kann, nicht gegen den Willen des Eigentümers dort zu sein. Eine gut erhaltene Umzäunung, oder ein ständiger Wachschutz sprechen dafür, dass der Eigentümer sich noch mit seiner Anlage befasst. Längst umgesunkene Zäune, Ruinen im letzten Stadium eines Verfalls sprechen eher dafür, dass dem Eigentümer das eher egal ist.
2. Ich nehme von einer Location nichts mit, auch keine „kleinen Andenken“, und lasse nichts da – auch keine Kippen, keine Verpackungen – nichts.
3. Ich verändere am Ort nichts, nehme nichts weg und füge nichts hinzu.
4. Ich rauche möglichst nicht – und nur dann vor Ort, wenn ich die Kippe in einen mitgebrachten Ascher entsorgen kann. Ich rauche dort nicht, wo – besonders im Sommer – durch Unachtsamkeit und Funkenflug ein Brand entstehen könnte. Ich rauche auch nicht in längst verlassenen Industrieanlagen, weil ich nie weiß, ob nicht doch noch brennbare Altlasten vorhanden sind. Am besten lasse ich es ganz, bis ich die Location wieder verlassen habe.
5. Sprayen ist für mich absolut „No-Go“.
6. In einer Location verhalte ich mich vorsichtig, auf dass ich nicht mich oder auch andere gefährde. Ich werfe nichts in Löcher oder aus Fenstern, berühre auch keine elektrischen Anlagen. Nicht immer ist der Strom wirklich abgeschaltet. Deswegen öffne ich auch keine Flaschen und andere Behälter. Ich gehe niemals ohne Licht in einen dunklen Raum, und nehme immer eine Reservelampe mit.
7. Ich sage vor meiner Tour mindestens einer Person meines Vertrauens, wo ich bin (Koordinaten!), wie lange ich mich dort aufhalten werde und was ich dort tue. Ich verabrede, dass ich mich bei einem längeren Aufenthalt dort regelmäßig melde, oder aber ein „okay“ gebe, wenn ich die Location wieder verlassen habe. Wenn ich mich verspäte, dann denke ich daran, eine entsprechende Nachricht abzusetzen. Meine Kontaktperson soll nach einer gewissen Zeit, wenn sie nichts von mir hört, für Hilfe sorgen.
8. Ich bereite meine Tour sorgfältig vor. Es ist ärgerlich, wenn die Kamera-Akkus nicht geladen sind – aber gefährlich ist es keineswegs. Es ist aber lebensgefährlich, wenn ein verschmutzter Nagel durch eine Sohle getreten wird. Deswegen trage ich auch beispielsweise Sicherheitsschuhe.
9. Ich parke nicht so, dass Dritte auf mein Vorhaben aufmerksam werden. Unser Hobby braucht keine öffentliche Aufmerksamkeit, die sich auf illegales Betreten von Grundstücken richtet (und illegal dürfte das Betreten ja meist sein …).
10. Wenn ich einen Eigentümer um Erlaubnis fragen kann, so tue ich das. Ich unterzeichne natürlich auf Verlangen eine Haftungsfreistellung, um Bedenken auszuräumen. Ich enttäusche keinen großzügigen Eigentümer, indem ich irgendwas beschädige oder gar stehle.
11. Ich verrate meine Locations nicht, und veröffentliche ausschließlich Fotos, bei denen Geodaten aus den Dateien (EXIF) entfernt worden sind. Deswegen poste ich unterwegs nur dann vom Smartphone, wenn ich absolut sicher bin, dass keine Koordinaten im Bild enthalten sind.
12. Von meinen Fotos entferne ich bei der Veröffentlichung alles, was auf den Ort hinweist. Das können Beschriftungen sein, oder auch Wappen, Abbildungen, der Hintergrund mit markanten Gebäuden, usw. (ganz zu schweigen von Geo-Tags). Ich gebe in einer Story zur Location auch nichts an, was mit einschlägigen Suchwerkzeugen zu einem Auffinden von noch recht unbekannten Orten führen kann.
13. Vor allem bin ich ruhig und gebe nicht mit einer tollen, noch unberührt aussehenden Location an. Deine „Freunde“ in Facebook kennst Du oft nicht mal persönlich, schon gar nicht in einer Gruppe. Nichts verbreitet sich schneller als ein „Geheimnis“, das unter dem Siegel des Vertrauens weitergegeben wurde. Willst Du daran schuld sein, dass hirnbefreite Sprayer auch diesen Ort demolieren?
14. Ich sorge durch Argumente und Überzeugung dafür, dass meine Begleiter sich ebenso verhalten! In erster Linie versuche ich durch mein eigenes Verhalten zu überzeugen.
15. Da es in dieser Szene auch Ghosthunter gibt, sollte es vermieden werden, auf einer Lost-Place-Tour mit irgendeinem Equipment zu hantieren, dass man zum Ghosthunting benutzen könnte. Die paranormale Ermittlung hat nichts mit dem Thema Urban Explorer zu tun und gehört daher nicht auf eine solche Tour.
Der allerwichtigste Punkt ist aber:
Kein Vandalismus – respektieren, statt ruinieren!
Vielen Dank!