Paranormale Ermittler - Ghosthunter-Team Germany

3. Kurzgeschichte

Anruf in der Leitstelle

Hey! Ich heiße Dirk P., bin 46 Jahre alt und ich arbeite jetzt seit über 15 Jahren in einer Leitstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr. In meiner Anfangszeit bin ich selbst noch auf dem Rettungswagen mitgefahren. Während diesen Jahren habe ich schon so manches erleben müssen, dass mich teils bis heute immer noch verfolgt. Eine dieser Geschichten möchte ich euch heute gerne erzählen.

Diese Nacht werde ich mein ganzes Leben nie wieder vergessen. Aber nicht nur mir wird das so ergehen. Es war vor genau 22 Jahren. Es war Mittwoch, der 12.05.1999. Ich war noch relativ neu auf meiner Wache. Ich hatte gerade meine Ausbildung zum Rettungsassistenten hinter mich gebracht und war zum Zeitpunkt dieses Einsatzes noch relativ neu auf meiner Wache. Genau genommen war das sogar meine allererste Nachtschicht. Mein Kollege Manfred war dementsprechend schon sehr erfahren, was mir natürlich sehr entgegenkam. Wir waren zusammen bei der örtlichen Berufsfeuerwehr stationiert und hatten mit den Kollegen dort auch ein sehr tolles Verhältnis.

Die ersten Stunden verliefen relativ ruhig. Wir hatten 2 kleinere Einsätze. So die Üblichen, wie man sie eigentlich kennt. Ein Alarm zusammen mit der Feuerwehr zu einem angeblichen Wohnungsbrand, welcher sich als verkohlte Tiefkühlpizza herausstellte. Später dann ein betrunkener Mann, der sich nach einem Sturz eine Platzwunde an der Stirn zuzog. Beide Alarme waren für uns schnell abgearbeitet. Wir richteten jedes Mal unser Fahrzeug wieder her und mein Kollege machte sich dann an den lästigen Papierkram. Wir unterhielten uns im Anschluss noch ein wenig und gingen dann in unsere Schlafräume um zu „ruhen“, wie man das so nennt.

Irgendwie kam ich nicht so richtig zur Ruhe und wälzte mich von der einen Seite auf die andere. Ich dachte, dass es vielleicht an der Aufregung der 1. Nachtschicht liegen könnte. Hätte ich aber gewusst, was mich noch erwarten würde, dann wäre mir so einiges klar gewesen. Gegen 03:16 ertönte der Gong auf unserem Flur, das Licht ging an und unsere Funkmelder gingen mit einem kräftigen Piepston los. Man kann so müde sein, wie es nur geht. Aber wenn der Alarm kommt, bist du sofort topfit. Das Adrenalin schießt dir durch den ganzen Körper. Wir zogen uns also an und holten uns am Faxgerät in der Fahrzeughalle das sogenannte „Alarmfax“ ab. Auf diesem Blatt Papier stehen alle relevanten Informationen, welche wir vorab benötigen. Das sind zum einen natürlich die Adresse und der Name und was für uns ganz wichtig ist: was ist passiert bzw. um was geht es. Als wir im Rettungswagen saßen, lass ich Manfred die Daten vor. „Berliner Straße 6, bei Heinrich – Verdacht auf Herzinfarkt bei älterer Dame“. Der Anruf kam durch den Ehemann. NEF (Notarzt) wurde mitalarmiert. Wir fuhren also los und gingen den Ablauf bei Herzinfarkt durch. Was nehmen wir mit in die Wohnung, wie gehen wir vor. Ist der Notarzt vor uns da oder sind wir erst einmal auf uns alleine gestellt. Für mich war das im ersten Moment ein richtiger Schockmoment, aber nach und nach beruhigte ich mich. Ich dachte so bei mir: Mensch Junge, dass hast du alles erst vor kurzem gelernt. Jetzt nicht nervös werden, sondern beruhige dich. Es geht alles glatt.

Die Berliner Straße ist so etwas wie das Nobel- oder eher gesagt Urlaubsviertel in unserer Stadt. Abgelegen auf einer Anhöhe, sehr große Grundstücke mit Einfamilienhäusern. Ziemlicher Abstand zum nächsten Haus, umgeben von vielen Bäumen und einer riesigen Grünanlage. Die meisten, der insgesamt 8 Häuser dort, sind nicht bewohnt, da es sich um Ferienhäuser handelt. An der Einsatzadresse angekommen, machten wir uns sofort auf den Weg, um schnell Hilfe leisten zu können. An der Wohnungstür angekommen, mussten wir feststellen, dass diese verschlossen war und auf unser Klingeln hin auch niemand öffnete. Mittlerweile war auch der Notarzt da und dieser meldete die Situation sofort an die Leitstelle weiter. So erfuhren wir, dass der Ehemann kaum zu verstehen war und ziemlich heiser klang. Könnte es also möglich sein, dass auch er unsere Hilfe benötigte? Der Notarzt forderte daher die Feuerwehr und die Polizei für die Türöffnung an. Wir selbst dürfen das ja nicht. Es dauerte zum Glück nicht lange, bis die Kollegen der naheliegenden Feuerwache und die Polizei bei uns ankamen. Unterdessen wurde uns von der Leitstelle mitgeteilt, dass man versucht hat, den Anrufer über das Telefon zu erreichen, aber es kam keinerlei Reaktion.

Die Feuerwehr begann sofort mit dem Öffnen der Türe und hatte innerhalb kürzester Zeit das auch geschafft. Man benutzte den 44er. Das war die Stiefelgröße des Feuerwehrmanns. So konnten wir dann endlich in die Wohnung hinein. Im Wohnzimmer lag die Frau vor dem Tisch. Sie war nicht mehr ansprechbar und die Lage daher sehr kritisch. Während wir alles versuchten um der älteren Dame zu helfen, durchsuchten die Polizeibeamten die Wohnung nach dem Mann. Sie konnten ihn aber in keinem der Räume vorfinden. Da man davon ausgehen musste, dass auch bei ihm eine Notlage bestehen und er vielleicht auf der Suche nach Hilfe die Wohnung verlassen haben könnte, wurden die Kameraden der Feuerwehr losgeschickt, um sich auf die Suche nach ihm zu machen. Wir machten während-dessen unsere „Arbeit“ (worauf ich hier nicht näher eingehen möchte, da dies einfach zu viel Medizinerslang wäre) und konnten nach einiger Zeit tatsächlich wieder den Puls der Dame fühlen. Nachdem wir sie soweit wieder stabil hatten, verbrachten wir sie schnell, aber sicher in den RTW (Rettungswagen) ums sie dort nochmals genauer zu untersuchen, bevor wir sie im Anschluss daran ins Krankenhaus transportierten.

Ich erkundigte mich beim zuständigen Einsatzleiter der Feuerwehr, was mit dem Ehemann der Dame sei. Er teilte mir mit, dass man ihn bisher noch nicht aufgefunden hatte. Man suchte gerade in der angrenzenden Grünanlage nach ihm. Bei der Dunkelheit war dies aber alles andere als einfach. Bei den Nachbarn fragen brachte auch nichts ein, denn niemand war offenbar zu Hause. Da wir nicht mehr länger warten konnten entschieden wir, uns auf den Weg in Richtung Krankenhaus zu machen. Die Fahrt dorthin verlief ohne weitere Komplikationen. Die Dame war stabil und vorerst auch außer Gefahr. Nach ihrem Ehemann konnten wir sie aber nicht befragen, da sie sich zu diesem Zeitpunkt noch im Dämmerschlaf befand. Im Krankenhaus übergaben wir die Frau dann an die zuständigen Ärzte. Bevor wir uns wieder auf den Rückweg zu unserer Wache machten, richteten wir unser Fahrzeug, soweit möglich, wieder einigermaßen her. Den Rest wollten wir dann machen, sobald wir wieder an unserem Standort waren. Auf dem Rückweg fragten wir noch einmal bei unserer Leitstelle nach, ob man mittlerweile etwas zum vermissten Ehemann wusste. Die Antwort, welche wir bekamen, konnten wir überhaupt nicht glauben und fragten deshalb nochmal nach. Hier die Antwort der Leitstelle, soweit sie mir noch in Gedanken ist: „Wie uns die Polizei eben mitteilte, ist der Ehemann vor ungefähr 4 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben. Wenn sie wieder auf Wache sind, kontaktieren sie uns bitte über Draht (Telefon)!“ Wir schauten uns total verdutzt an und redeten bis zum Eintreffen an unserem Standort kein Wort mehr miteinander. Ich dachte nur so für mich: „Was hat der uns jetzt grad erzählt? Will der uns jetzt verarschen oder meinte er das ernst? Wie kann das sein?“

Am Telefon wurde uns das alles genau so nochmal erzählt. Der zuständige Disponent wusste auch nicht so recht, was er davon halten sollte. Man teilte uns mit, dass wir bis Dienstende von weiteren Einsätzen freigestellt wären und im Anschluss an unseren Dienst doch mal in die Leitstelle kommen sollten. Die Polizei wäre auch gleich da und man wolle sich die Tonbandaufnahme des Notrufs anhören. Also meldeten wir unser Fahrzeug per Funk als „nicht einsatzbereit“, putzten und desinfizierten. Als wir damit fertig waren, war es kurz nach 6 Uhr morgens und somit hatten wir Dienstschluss. Wir zogen uns schnell um und machten uns auf direktem Weg zur Leitstelle. Diese befand sich im Nebengebäude unserer Wache und somit waren es lediglich ein paar Meter. Dort angekommen sahen wir, dass die Beamten der Polizei und der Einsatzleiter der Feuerwehr ebenfalls anwesend waren. Alle waren sie noch etwas geschockt. Bevor wir die Aufnahme anhörten, berichtete ein Polizist, dass man in der Wohnung keinerlei Spuren einer weiteren Person gefunden habe. Die Tür war, wie es ältere Leute so machen, von innen verschlossen, und es gab weder an der Tür noch an einem der Fenster irgendwelche Aufbruchsspuren. Das musste also bedeuten, dass außer der Dame niemand anderes dort gewesen sein konnte. Wie aber kam es zu diesem Anruf? Es konnte, anhand der Anrufdaten (Telefonnummer), festgestellt werden, dass der getätigte Notruf zu 100 Prozent von dem Apparat in der Wohnung stammte. Der 2. Beamte erklärte auch, dass man nach Rückmeldung mit der Leitstelle der Polizei gesagt bekam, dass die Dame alleine lebe, da ihr Mann vor 4 Jahren gestorben sei. Man verständigte den Sohn, dass seine Mutter mit Verdacht auf Herzinfarkt auf dem Weg ins Krankenhaus ist und ließ sich auch von ihm bestätigen, dass sein Vater tatsächlich tot wäre.

Nachdem wir das alle erstmal sacken gelassen hatten, wurde die Aufnahme des Notrufs abgespielt. Die Stimme des Mannes welche wir hören konnten, sagte mit langsamer, sehr leiser und heiserer Stimme folgende Worte: „Hallo mein Name ist Heinrich, Berliner Straße 6. Bitte kommen Sie schnell. Meiner Frau geht es nicht gut. Sie hat starke Schmerzen in der Brust. Bitte schnell!“ Danach wurde aufgelegt. Wir hörten uns diese Aufnahme bestimmt noch über 10-mal an aber konnten es uns einfach nicht erklären. Die Polizei nahm das Band mit der Aufnahme zu weiteren Ermittlungen mit. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit dem Disponenten und gingen dann nach Hause. Ich fand an diesem und dem kommenden Tag keinen Schlaf. Ich musste immer wieder an diesen Einsatz denken. Auch erkundigte ich mich im Krankenhaus nach der älteren Dame und zu meiner Freude und Erleichterung teilte man mir mit, dass sie mittlerweile ansprechbar wäre und sie es überleben würde. Ich wollte sie besuchen, aber ich konnte es einfach nicht.

Ein paar Tage später bekam ich einen Anruf aus der Polizeidienststelle. Ich solle doch bitte vorbeikommen und meine Aussage zu diesem Einsatz machen. Noch am selben Tag ging ich hin Ich erzählte dem Beamten den kompletten Ablauf des Einsatzes. Danach wollte ich wissen, was sie über den mysteriösen Anruf herausbekommen hätten.

Der Polizist druckste etwas herum und sagte mir dann, dass er ja eigentlich nichts davon erzählen dürfe. Aber weil das eine so komische Geschichte und alles so merkwürdig gewesen wäre, würde er heute mal eine Ausnahme machen. Also begann er zu erzählen. Der Sohn der Dame war einen Tag später in die Dienststelle gekommen. Man wollte von ihm noch ein paar Informationen haben und auch etwas über den Vater erfahren. Der Sohn konnte sich auch nicht erklären, wie es zu diesem Notruf gekommen sei. Man spielte ihm daraufhin die Aufnahme vor. Nach dem er sich das angehört hatte, wurde er sehr blass. Er wolle die Aufnahme gerne nochmal hören. Also spielte man sie ihm ein weiteres Mal vor. Nach einer Pause sagte er einfach nur: „Wie kann das möglich sein? Das ist die Stimme meines Vaters. So hat er sich kurz vor seinem Tod angehört.“

Das hat mir dann endgültig den Rest gegeben. Manfred konnte es auch nicht glauben, als ich ihm davon berichtete. Auch habe ich von den anderen Beteiligten dasselbe zu hören bekommen. Ich für meinen Teil habe bis zu diesem Tag nie an Geister, Seelen, oder wie auch immer man das nennt, geglaubt. Aber wenn wirklich niemand anderes in dieser Wohnung war und den Notruf gewählt hat: wer oder was soll das dann sonst gewesen sein? Während die meisten von uns es irgendwann auf sich beruhen haben lassen, habe ich mich einige Jahre später an ein Team gewandt, dass sich mit paranormalen Dingen beschäftigt. Dieser Schritt fiel mir wirklich nicht leicht, da ich mir etwas komisch dabei vorkam. Dieses Team hat mich dann ein eine Dame weitervermittelt, die sehr viel auf dem sogenannten „medialen Weg“ macht. Durch sie habe ich so viel Interessantes erfahren können und bin darüber auch wirklich sehr froh. Viele meiner Kollegen haben mich dafür belächelt und tun das noch immer, aber heute bin ich mir sicher, dass dieser Anruf von der Seele des verstorbenen Ehemannes getätigt wurde. Er wollte ihr helfen und sie beschützen. Er hat damit ihr Leben gerettet.